Ein Rückblick anlässlich des 30-jährigen Jubiläums
In dem Jahr, in dem der Pokalsieg von 1992 sein 30. Jubiläum feiert, lässt sich feststellen, dass sich durch die Niederlage gegen RB Leipzig zumindest für Hannover 96 die Geschichte leider nicht wiederholen wird. Legt man aber den Schlachtruf „Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin!“ als wiederkehrende hymnische Verklärung des Wunsches nach einem erneuten Erreichen des Finales aus und interpretiert die jährliche Wiederholung als Unterstreichen der Hoffnung darauf, befindet man sich im Bereich der Stilmittel von Lyrik und hat damit einen Reim im weiteren Sinne. In dem Jahr, in dem der Pokalsieg von 1992 sein 30. Jubiläum feiert, lässt sich feststellen, dass sich durch die Niederlage gegen RB Leipzig zumindest für Hannover 96 die Geschichte leider nicht wiederholen wird.
Der Weg in das Finale
Dass Pokalsieg Nummer zwei noch etwas auf sich warten lässt, ist bedauerlich, zumal 96 dieses Jahr als letzter amtierender und einer von nur drei Titelträgern in die Runde der letzten Acht gegangen war. Das nimmt der Sensation von vor 30 Jahren, als man als bis heute einziger Zweitligist den Titel erringen konnte, aber nichts von ihrer Strahlkraft. Der Sieg mit 4:3 im Elfmeterschießen gegen Borussia Mönchengladbach im Olympiastadion in Berlin, dank der von Pokal-Held Jörg Sievers gehaltenen Elfmeter von Karlheinz Pflipsen und Holger Fach, hatte daran natürlich großen Anteil. Allerdings ist bereits der Weg ins Finale mit beachtlichen Leistungen bestritten worden.
Am 27. Juli 1991 startete der Weg ins Finale in der ersten Runde auswärts bei Marathon Berlin. Ein unterklassiger Gegner, der mit 7:0 standesgemäß besiegt werden konnte. Nach dem Spiel ahnte allerdings noch niemand, dass Berlin der Start- und Endpunkt der Pokalsaison sein würde. Erst recht nicht, da in der zweiten Runde mit dem VfL Bochum bereits ein Bundesligist als Gegner gezogen wurde. Das Ergebnis der Auswärtspartie (2:3) war deutlich knapper, reichte aber dennoch für den Einzug in Runde drei. Borussia Dortmund, damals immerhin Tabellenführer der Bundesliga, hieß dort der Gegner. Der BVB führte zur Halbzeit bereits mit 2:0 und sah wie der sichere Sieger aus. Die Mannschaft von Hannover 96 konnte das Ergebnis aber noch sensationell in einen 3:2-Sieg drehen und war erneut eine Runde weiter.
Im Nachhinein lässt sich ein Muster erkennen, denn den beiden 3:2-Auswärtssiegen folgten zwei Heimspiele, wieder gegen damalige Bundesligavereine, die jeweils mit 1:0 gewonnen werden konnten; im Achtelfinale gelang der Sieg gegen Bayer Uerdingen und im folgenden Viertelfinale gegen den Karlsruher SC. Das Halbfinale gegen Werder Bremen, den späteren Gewinner des Europapokals der Pokalsieger, gewannen die Roten im Elfmeterschießen (nach 90 Minuten hatte es im Niedersachsenstadion 0:0 und nach der Verlängerung 1:1 gestanden) und wiederholten diese Art des Gewinnens erneut im Finale.
Das Finale
Nach dem lockeren Start besiegte die damalige Mannschaft also sechs Bundesligavereine und wurde dadurch verdienter Sieger des DFB-Pokals 1992. Diesen Triumph feierten am Tag nach dem Finale 50.000 EinwohnerInnen der Stadt mit ihrer Mannschaft und einige von ihnen freuten sich insgeheim auf spannende Duelle im Europapokal, wie beispielsweise gegen den FC Liverpool oder Atlético Madrid. Bekanntermaßen kam es leider anders, Hannover 96 bekam in der ersten Runde den Titelverteidiger, ausgerechnet Werder Bremen, zugelost und schied nach einer Niederlage in der Hansestadt (1:3) und einem Sieg in Hannover (2:1) aufgrund des Gesamtergebnisses aus. Diese historischen Ereignisse werden sich selbstverständlich tief in die Erinnerung derjenigen eingebrannt haben, die damals die spektakulären Spiele haben verfolgen können. Auch im Archiv zeugen verschiedene Exponate von diesen Momenten.
Dazu gehören ein Ankündigungsplakat für das Endspiel vom 23. Mai 1992, aber auch eine typische Fan-Mütze aus der Zeit, die mit dem weiter oben bereits benannten Schlachtruf („Berlin, Berlin – wir ...“) bedruckt ist. Ebenso gehört ein Ankündigungsplakat für den zwischen dem Deutschen Meister (1992 war das der VfB Stuttgart) und dem Pokalsieger ausgespielten Supercup zum Bestand. Das Plakat zeigt Jörg Sievers mit dem DFB-Pokal am Finaltag und ist zusätzlich von ihm signiert worden. Das Spiel ging am 11. August 1992 mit 1:3 im Niedersachsenstadion verloren, 96 war damit offiziell Vize-Supercup-Sieger, davon kündete jahrelang bei den Spielen eine Zaunfahne, die diesen Erfolg ironisch feierte. Hoffen wir also, dass sich nach über 30 Jahren in der neuen Saison die Geschichte doch zumindest einmal wiederholen möge!